MEDIA UPDATE – CANYON INFORMIERT ZU AKTUELLEM STAND BEI AEROAD CF SL/CF SLX/CFR

KOBLENZ, 19. MÄRZ 2021 – Mit diesem Media Update informiert Canyon zu den aktuellen Themen beim Aeroad, rechtzeitig nachdem wir unsere Kundinnen und Kunden direkt und persönlich zum Stand der Dinge bei Sattelstütze und Cockpit angeschrieben haben.

Am 6. Oktober 2020 hat unter der Plattformbezeichnung R065 das neue Aeroad seinen überaus erfolgreichen Vorgänger R050 abgelöst. Die neue Generation des mehrfachen Testsiegers und im Profisport herausragend erfolgreichen Arbeitsgerätes zeichnet sich durch mehrere entwicklungstechnische Besonderheiten aus: Dazu gehören Fortschritte hinsichtlich Gewicht, Steifigkeits/Gewichts-Index sowie Aerodynamik. Hinzukommen die für ein Aero-Rennrad überragenden Hinterbaukomfort bietende Aero-Sattelstütze SP0046 mit ihrer speziellen Bauform und Klemmung sowie das neu entwickelte, in Höhe und Breite erstmals individuell anpassbare Aero-Cockpit CP0018 (eine weitere, dem Fahrer eine noch tiefere Lenkerposition ermöglichende Version CP0015 ist zunächst den Pro-Athleten vorbehalten).

Was ist bei der Sattelstütze SP0046 passiert, wie konnte es dazu kommen und wie geht es weiter?

Das Entwicklungsziel hinter der neuartigen Sattelstütze SP0046 lag darin, dieses Bauteil leichter zu gestalten und somit zu einem gewissen Teil zum insgesamt niedriger angepeilten Gesamtgewichts des neuen Aeroad beizutragen, sowie einen gegenüber dem Vorgänger verbesserten Hinterbaukomfort durch eine nochmals höhere Absorption hochfrequenter Vibrationen zu realisieren. Zu diesem Zweck weist die SP0046 eine spezielle Bauform auf, die mittels einer tief am Sitzrohr ansetzenden Klemmung eine unterschiedliche Konstruktion des oberen sowie des unteren Teils der Stütze ermöglicht. Vor Markteinführung des neuen Aeroad hat die SP0046 sämtliche Prüfstand-Tests nach 4210-9 sowie ebenfalls sämtliche Feldtests u.a. im Profieinsatz ohne Einschränkungen bestanden. Nach erfolgter Markteinführung hat sich jedoch herausgestellt, dass sich bei Einsatz unter schlechteren Wetterbedingungen sowie – anders als bei den Tests – nur unregelmäßiger Herausnahme der Stütze und Reinigung der ihrer Oberfläche durch Eindringen von Schmutzpartikeln in Kombination mit der zur Montage empfohlenen Carbonpaste ein verstärkter Materialabrieb an der Sattelstütze selbst und auch im Sitzrohr provozieren lässt. Eine Verwendung von Montagepaste anstelle eines Fetts verstärkt dies zusätzlich. Canyon hatte bereits Anfang Februar alle betroffenen Kundinnen und Kunden über diesen Sachverhalt informiert und eine Verbesserungsmaßnahme angekündigt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird mit Hochdruck an verschiedenen Lösungs­ansätzen gearbeitet. Zu diesem Zweck wurde auch ein neuer dynamischer Prüfstandstest entwickelt, welcher das Eindringen von Schmutz unter Belastung simuliert und mit welchem der Abrieb nachgebildet werden kann. Aktuell werden die Lösungsansätze in durchlaufenden Schleifen validiert und optimiert. Unser Anspruch ist es, dass die finale Lösung zu voller Kundenzufriedenheit führt und allen im Betrieb auftretenden Beanspruchungen gewachsen ist. Bis dato ist jedoch noch keine der möglichen Lösungen soweit ausgereift, dass wir einen exakten finalen Termin zur Reparatur nennen können.

Canyon hält die betroffenen Kunden mit regelmäßigen Updates informiert. Aktueller Stand ist, dass die Verbesserungs­maßnahme voraussichtlich im Herbst vorliegen soll.

Was ist bei den Cockpits CP0018 bzw. CP0015 passiert, wie konnte es dazu kommen und wie geht es weiter?

Die Entwicklung des neuen Aero-Cockpits CP0018 bzw. des zunächst dem Profieinsatz vorbehaltenen CP0015 bedeutete für uns, wieder einmal die Grenzen des technisch Machbaren neu auszuloten. Erstmals in der R&D-Geschichte von Canyon sollte ein Cockpit entworfen werden, das dem Kunden jederzeit Anpassungen sowohl der Lenkerhöhe als auch der individuellen Lenkerbreite ermöglicht. Gleichzeitig war eine vollständige Integration aller Kabel und Leitungen angestrebt, zudem sollten CP0018 und CP0015 leichter werden als irgendein Canyon Cockpit zuvor. Sämtliche Zielvorgaben haben sich schlussendlich im Entwicklungsprozess realisieren lassen, auch haben die Cockpits sämtliche Tests nach der verbindlichen ISO 4210-5 ohne Beanstandung und sogar mit Überlast und höher ausgelegten Prüfzyklen bestanden – einer Markteinführung stand demnach nichts im Weg.

Nachdem am 2. März beim Profirennen „Le Samyn“ das Cockpit unseres Alpecin Fenix-Fahrers Mathieu van der Poel im Bereich der Klemmung des Schalt-/Bremshebels brach, sind Canyon Produkt- und Qualitätsexperten unmittelbar auf die Suche nach möglichen Ursachen gegangen. Noch bevor es Antworten auf diese Fragen gab, hat Canyon sich vorsorglich als verantwortungsbewusster Hersteller und zur Sicherheit der Kundinnen und Kunden entschieden, die Nutzung sowie den weiteren Verkauf sämtlicher Aeroad Modelle zu stoppen, die mit dem CP0018 ausgerüstet sind. Dies sind die Modellvarianten CF SLX und CFR, alle Besitzer wurden schriftlich und einzeln informiert.

Mittlerweile wissen wir, dass es ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen ist, die zum Bruch führen können. Diese Erkenntnis ließ sich während der vor Markteinführung branchenüblichen, gesetzlich vorgegebenen Tests nach ISO 4210-5 nicht gewinnen, da der dort vorgesehene Prüfaufbau die auf den Lenker wirkenden Kräfte über einen sogenannten „Dummy“, also eine Imitation der später handelsüblich montierten Schalt-/Bremshebel einleitet. Im Rahmen der auf den Bruch folgenden Tests haben unsere Produkt- und Qualitätsexperten nun ermittelt, dass gewisse Konstruktionskombinationen selbst bei Einhaltung der vorgeschriebenen Drehmomente – bei also völlig korrekter Montage – und bei bestimmungs­gemäßem Einsatz eine übermäßige Materialbeanspruchung provoziert werden kann.

Als Verbesserungsmaßnahme wird Canyon nun überarbeitete, verstärkte Versionen der Seitenteile der Cockpits CP0018 bzw. CP0015 fertigen lassen, die durch zusätzlich aufgebrachtes Carbon-Material in den betroffenen Regionen mit einer im Ergebnis höheren Wandstärke sicher im Sinne des untersuchten Vorfalls sein werden. Sobald diese verbesserten Teile ab Juli zur Verfügung stehen, werden die Räder der Kunden sukzessive repariert und anschließend wieder für den Einsatz freigegeben. Darüber sowie über den Ausfall entschädigende Kompensationszahlungen in Höhe von 1.000 bzw. 1.300 Euro (CF SLX bzw. CFR, außerhalb Euro-Zone: entsprechend in Landeswährung / USA: 1.200 bzw. 1.500 USD) wurden alle betroffenen Kunden schriftlich und einzeln informiert.

Was bedeutet dieser Erkenntnisgewinn?

Die gewonnenen Erkenntnisse sind für Aeroad Kunden als auch für Canyon auf schmerzhafte Weise ermittelt worden – und doch beinhalten sie durchaus auch Gutes. So werden unsere Ingenieure beispielsweise eine Überarbeitung der für die Prüfung der Lenkung zugrundeliegenden Norm ISO 4210-5 von 2015 im Normenausschuss zur Diskussion stellen und auf eine realitätsnähere Auslegung hinarbeiten. Darüber hinaus werden wir intern unsere Test- und Prüfverfahren dahingehend überprüfen, inwieweit sie sich noch näher an den letztlich im Alltag auftretenden Extremszenarien orientieren können. Auch wenn Canyon bereits heute oftmals deutlich über die geforderten Grenzen hinaus testet und wir von unseren Prosport-Athleten sowohl in den Produktentwicklungs-Phasen als auch während des gesamten Produkt-Lebenszyklus‘ wertvolles Feedback erhalten – Innovation bedeutet auch, stetig Neues zu erkennen und zu lernen und offen zu bleiben für Erkenntnisgewinn.

Wir bei Canyon sind selbst passionierte Radfahrer. Deshalb ist uns vollkommen bewusst, was die aktuelle Situation für jede Aeroad Kundin und jeden Aeroad Kunden bedeutet. Es tut uns aufrichtig leid, dass ihr für mehrere Wochen auf euer Traumrad verzichten müsst.